Die Catlins – im Süden Neuseelands Teil 6
105 km/h es piept schon wieder. Mein Auto sagt mir wieder mal, dass ich zu schnell bin. 105 km/h? Auf einer leeren Landstraße, auf der ich bis zum Horizont geschätzte 1000 Kilometer sehen kann? Zu schnell?
Okay, Spaß beiseite. Dass ich hier in Neuseeland überall nur maximal 100 km/h fahren darf, daran hatte ich mich ja schon gewöhnt. Außerdem bin ich kurz vor dem Campingplatz, auf dem ich an diesem Tag übernachten wollte und kann mir Zeit lassen.
Zu schnelles Fahren oder Laid back and enjoy
Gerade hatte ich wieder eine dieser ewig langen, schnurgeraden Straßenabschnitte mit hohen Hecken als Windschutz hinter mir.
Auch da war es ganz gut so, dass mich mein Auto warnte, denn auf solchen Straßen wirst du unbemerkt immer schneller. Wo das hinführt, kannst du dir ja denken.
Keinerlei Verkehr. Da denkst du zwar öfter du stehst, wenn du „nur“ 100 km/h fährst, aber die Strafen für zu schnelles Fahren sind mir dann doch zu hoch, um einfach Gas zu geben.
Es sollen zwar nur 30 $ sein (bis 30 km/h über dem Limit), aber die Autovermieter bekommen den Bußgeldbescheid und verlangen dann noch eine Bearbeitungsgebühr. Da bist du dann schnell bei 100 $.
Muss ich nicht haben. Wieso auch, ich bin ja nicht auf der Flucht und halte mich gern an das „Laid back and enjoy“, das ich hier kennengelernt habe.
Ein Kleinod in steppenartiger Landschaft
Dass ich hier mitten in der Wildnis, in dieser vom Wind zerzausten, steppenartigen Landschaft, mit mehr Weidefläche als Buschland, so ein Kleinod finden würde, hätte ich nicht vermutet.
Den Eintrag des „Lignite-Pit Scenic Stop“ in Google Earth hatte ich schon zuhause, und mehr durch Zufall gefunden.
Die vorherige Suche nach einer Route für meine Reise und nach Übernachtungsmöglichkeiten, hat sich also auch in diesem Fall wieder bezahlt gemacht.
Schon damals war ich verwundert über diesen eigenartigen See und den schönen Garten, der sich direkt neben dem Campingplatz befindet.
Naja, eigentlich musst du es andersherum sehen. Der Campingplatz befindet sich neben dem See und dem wunderschönen Garten.
Ich habe dir hier mal einen Link zur Website dieses sehr schönen Ortes eingebaut.
The Lignite Pit Cafe & Secret Garden
Ashers, ein paar Häuser und der wunderschöne Garten
Da vorn, das könnte es sein – oder? Da kannst du ruhig piepen, dachte ich. Ich muss sowieso bremsen.
Auf der linken Straßenseite sah ich ein paar Häuser, Hecken, Büsche und Bäume. Es war der kleine Ort „Ashers“, und ich hatte es für heute geschafft.
Trotzdem ich wusste, was ich suchte, war ich etwas erstaunt, wie unscheinbar sich dieses Kleinod hier in die Landschaft einfügt. Keinerlei Werbetafeln oder ähnliches waren zu finden. Nur die üblichen kleinen Hinweisschilder.
Hier links musste es sein. Ich bog nach den zwei, drei Häusern, die an der Straße standen links ab.
Das Hinweisschild sagte es jedenfalls, aber von der Straße aus war nichts weiter zu sehen.
Ein paar Meter weiter fuhr ich dann wieder links auf den Platz vor dem Haus.
Schotterflächen, Parkplätze, das Gebäude mit dem Café und weiter hinten die Stellplätze für die Camper. Fast alles leer.
Dort stand eine Frau, die mir zuwinkte. Ich hielt an, fragte sie, ob ich hier richtig bin und sagte ihr, dass ich auf dem Campingplatz übernachten will.
„Aber klar doch sagte sie, lachte und zeigte mir, wo ich parken könne“.
Ich fragte sie noch nach dem Garten. „Aahhh… sie haben wohl von unserem Garten gehört“, sagte sie. „Oh ja, ich habe meine Reiseroute extra so geplant, dass ich hier übernachten oder zumindest den Garten sehen kann“.
Sie lachte wieder: „Nur zu, der Garten ist gleich neben dem Parkplatz dort hinten. Am besten folgen Sie einfach von dort aus, dem Weg“ (Sie beschrieb mit ausgestrecktem Arm einen großen Bogen), „und kommen dann hier vorn, hinter dem Haus wieder an“.
Mein Rundgang durch den Garten
Alles klar. Jetzt konnte ich mich in Ruhe auf die Nacht vorbereiten und meine gesammelten Werke von diesem Tag in den Catlins, auf Laptop und Stick sichern.
Die Bilder und Videos lade ich mir immer gleich auf den Laptop und bei Gelegenheit zur Sicherheit noch in die Cloud. (Bei Mega sind da 50 GB pro Account gratis)
Leere Speicherkarten brauchte ich am nächsten Tag mit Sicherheit wieder.
Vorher machte ich mich jedoch auf den Weg durch den Garten. Es ist wirklich ein wunderschönes Kleinod, dass die Vorgänger der jetzigen Eigentümer hier geschaffen haben.
Es war eine alte Braunkohlengrube, in der sich der See gebildet hat, weil die stillgelegte Grube geflutet wurde. Bzw. wurden einfach die Pumpen abgestellt, so dass sich die Grube langsam selbst füllte.
Lignite-Pit, a Hidden Treasure
Der weitläufige Garten wird auch „A Hidden Treasure“ genannt. Er umschließt den See, der das Herz der Anlage bildet. Im Video unter dem Artikel sind auch die Brücken und die Holzstege zu sehen. Sie verbinden die Wege miteinander und führen auch auf die kleine Insel „Cayuga Island“, mitten im See.
Auch hier bestätigte sich für mich wieder, dass es die richtige Entscheidung war, im November nach Neuseeland zu fahren. Der ganze Garten stand in voller Blüte. Im Video ist das auch zu sehen, obwohl der Blickwinkel und der Eindruck viel schöner sind, wenn du selbst dort bist.
Natürlich habe ich meinen Rundgang an der Stelle begonnen, die mir empfohlen wurde. Bereits nach den ersten zwei, drei Kurven kam ich zur ersten Brücke über den See.
Ohne irgendein Geländer. Und ich fragte mich wieder lächelnd, ob das bei uns auch möglich wäre. Ein kleines Schild mit der Aufschrift. „SLIPPERY WHEN WET“ brachte mich auch gleich noch zum Schmunzeln.
Gelb, rot, blau, weiß, alle möglichen Farben leuchteten mir in der Abendsonne entgegen. Das Wasser des Sees war sehr ruhig. Vogelgezwitscher und Entenrufe waren rundherum zu hören.
Die typische Stimmung eines sehr schönen, warmen Frühlingsabends machte sich in mir breit. Ich blieb öfter stehen und genoss dieses Gefühl von Zufriedenheit.
Der Weg führte dann, wie du in den Videos unten sehen kannst, immer am Ufer des Sees entlang, an vielen blühenden Pflanzen vorbei. Bäume aus anderen Teilen der Welt waren auch zu sehen. An der Insel im See „Cayuga Island“ befindet sich sogar eine Brücke mit Geländer. Wie außergewöhnlich, dachte ich lächelnd und ging weiter.
Gegen Ende des Rundgangs kam ich noch an einem kleinen Wasserfall vorbei. Das ist wohl der Zufluss des Sees und einer der Hauptschuldigen für die Schönheit dieses Ortes. Tief beeindruckt vom Lignite-Pit, dieser alten Braunkohlengrube, kam ich schließlich wieder am Auto an.
Wieviel Arbeit, Begeisterung und Liebe in so einer Anlage stecken, kannst du bestimmt auch nachvollziehen. Das alles macht den Ort sehr interessant, und wenn du auf deiner Neuseelandreise hier durchkommst, solltest du dir den Garten nicht entgehen lassen. Also auf jeden Fall „Ashers“ mit auf den Routenplan setzen.
Mittlerweile war ich wieder dort. Auch meine zweite Reise führte mich zum Lignite Pit Cafe & Secret Garden, und ich übernachtete wieder auf diesem herrlichen Platz.
Da ich spätabends erst ankam, war das Cafè natürlich schon geschlossen (leider) aber ich erfuhr bei der Anmeldung von Barry, dass das Management inzwischen gewechselt hat.
Die neuen Besitzer, Barry und Maree kümmern sich genauso liebevoll um die gesamte Anlage und ich konnte den Aufenthalt auch beim zweiten Mal genießen.
Diesmal hatte ich auch mehr Gesellschaft als beim ersten mal. neben drei weiteren Fahrzeugen mit Gästen, waren es diesmal noch etliche Hühner und eine Entenfamilie mit Küken die,ziemlich neugierig, für Kurzweil sorgten.
Fazit
Dieser Samstag, war ein sehr schöner Tag. Ich hatte ein ganzes Stück meines geplanten Weges geschafft und viel gesehen.
Unten findest du die Links zu den Artikeln, die meinen Weg an diesem Tag beschreiben.
Kaka Point, Nugget Point, Papatowai und Curio Bay sind alles Orte, die du gesehen haben musst, wenn du hier bist.
Es war überall schön und die einsamen, wenig befahrenen Straßen durch die Wälder der Catlins, haben einen besonderen Reiz. Alleinsein fühlte sich da wirklich gut an.
Nur am „Curio Bay“ hat es mal kurz geregnet. Windig war es allerdings überall, bis auf den Garten, er präsentierte sich in schönster Abendsonne, und es war nahezu windstill.
Am nächsten Tag wollte ich als erstes nach „Invercargill“. Ich musste unbedingt tanken, bevor ich nach „Bluff“ zur Fähre nach „Stewart Island“ und zum „Stirling Point“ fahre.
„Stirling Point“ ist zwar nicht ganz der südlichste Punkt der Südinsel, aber ich wollte unbedingt Bilder an dem bekannten Wegweiser machen. Auch die Kette musste ich unbedingt sehen, die die Südinsel festhält, damit sie nicht abtreibt.
Auf der Website „100% Pure New Zealand“ hatte ich (Hier) gelesen, dass die Südinsel „Waka“ das Kanu, und das „Stewart Island“ der Anker „Punga“ ist. Bei „Stirling Point“ befindet sich die Kette, die ins Meer führt und auf „Stewart Island“ das Gegenstück dazu.
Das musste ich mir unbedingt ansehen und dann noch die Entscheidung treffen, ob ich „Stewart Island“ besuche. Doch dazu mehr im nächsten Artikel.
Meine bereits veröffentlichten Beiträge über die Catlins findest du hier:
Kaka Point und Nugget Point
Owaka auf dem Weg nach Papatowai
Die Purakaunui Wasserfälle
Papatowai
Curio Bay und die Niagarafälle
Stirling Point in Bluff
Hier sind noch die Videos und die Bildergalerie zum Beitrag.